Schüler:innen vertreten Hamburg bei bundesweitem Kunstwettbewerb in Gedenken an den rassistisch motivierten Anschlag in Hanau
Im Rahmen unseres Kunstunterrichts haben wir zu dem Thema „Gegen Rassismus, für Gemeinsamkeit in Vielfalt“ gearbeitet. Sich mit diesem Thema auch im Kunstunterricht auseinandersetzen zu können und zu versuchen, Gefühle und Gedanken individuell zu verbildlichen, war eine anspruchsvolle aber auch interessante Aufgabe. Als dann die Anfrage kam, ob wir an einem nationalen Wettbewerb teilnehmen wollen, haben wir zugesagt, uns jedoch keinerlei Hoffnungen gemacht, dass daraus wirklich etwas werden würde. Kurze Zeit später erhielten wir jedoch die Einladung nach Berlin. Wir waren nicht nur überrascht, sondern haben uns auch sehr auf diese sicher sehr interessante und einzigartige Erfahrung gefreut.
In den vergangenen Tagen (12.02.-14.02.2024) fand dann unsere Reise zum „Junge Kunst für Hanau“ Projekt statt, das sich direkt mit dem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau (vom 19.02.2020) beschäftigt hat, aber auch einen allgemeinen Fokus auf die Themen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung werfen wollte.
Ich kam mit Gedanken der Neugierde und des Interesses nach Berlin, wie die anderen Teilnehmer:innen sich dieser Aufgabe wohl angenommen hatten. Und so war neben bereichernden Reden von verschiedenen Personen, am interessantesten, wie unterschiedlich die Vorgehensweisen und Ideen der anderen Projekte waren.
Alle Schüler:innen, die hier eingeladen waren, verbanden unterschiedliche Erfahrungen und Intentionen mit dem Thema, was die Ausstellung so divers und besonders machte. Die ~30 ausgestellten Exponate (alle ausgestellten Arbeiten sind hier zu sehen) aus ganz Deutschland konnten in ihrer Ausdrucks- und Herangehensweise nicht unterschiedlicher sein. Von interaktiver Kunst, über Malereien auf Leinwand bis zu Fotografie, alles war dabei. Es hat mich sehr gefreut, unser eigenes Projekt mit andern teilen zu können und mehr über die anderen Künstler und Künstlerinnen zu erfahren.
Viele Kunstwerke haben mich in Hinblick auf ihre handwerkliche Arbeit sehr beeindruckt bzw. waren so durchdacht, dass man sich lange und intensiv damit beschäftigen konnte.
Wir haben uns die beeindruckenden Werke der anderen Schülerinnen und Schülern angeguckt, wobei uns die Vielfalt und Kreativität der jungen Talente fasziniert hat.
Man spürte, wie intensiv sich die Künstler:innen mit diesem Thema auseinandergesetzt hatten und wie sie auch teilweise ihre persönliche Betroffenheit verarbeitet haben.
Es zeigte sich, dass Diskriminierung noch lange nicht besiegt ist und wir tagtäglich für eine bessere Welt und die Demokratie in Deutschland kämpfen müssen.
Ich kam an den drei Tagen in Berlin oft in den Austausch mit betreuenden Kunstlehrkräften anderer Schulen. Obwohl alle bei der Teilnahme ihrer Schüler:innen die selbe Aufgabenstellung verfolgten, war die Vermittlung im Unterricht letztlich sehr unterschiedlich. Ich redete mit einer Lehrerin, die mir erzählte, dass sie diesen Wettbewerb direkt in das Thema der Fotografie einband, weshalb den Schüler:innen bereits ein technischer Anhaltspunkt vorgegeben wurde. Uns wurden hingegen keine Grenzen gesetzt. Wir konnten das machen, was unserer Idee entsprach, und wurden dabei begleitet.
Es ist selten, dass man die Möglichkeit bekommt, seine Meinungen über Rassismus, Antisemitismus und andere Arten von Diskriminierung so offen und in großem Rahmen zu teilen, wodurch die Projektreise nach Berlin eine tolle und einzigartige Chance war. Das interessanteste lag meiner Meinung nach auch in dem Austausch mit den Besuchern der Ausstellung. Und so war es auch schön mit anderen Kunstschaffenden und Personen, die an dem Prozess teilgenommen haben, zu sprechen und auch ihre Meinungen zu den Themen zu erfahren. Ich erklärte meinen Prozess, wie ich auf die Idee kam, was überhaupt meine Idee war, und meine Ausdrucksweise. Sie stellten nicht nur Nachfragen, sondern meldeten mir auch zurück, inwiefern mein Ziel und meine Idee geglückt war.
Am Abend der Ausstellung ging die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth nach einer Rede ihrerseits durch die Ausstellung der von Schülern und Schülerinnen erstellten Werke. Sie hat sich die Kunstwerke aufmerksam angeschaut und auch mit vielen jungen Menschen gesprochen.
So hatten auch ein paar von uns die einzigartige Gelegenheit, mit ihr ins Gespräch zu kommen, nachdem sie sich unser Projekt angeguckt hat. Bei dem Gespräch zeigte sich die Ministerin positiv und sprach sehr direkt mit uns. Dies war für uns ein besonderer Moment.
Ich fand sehr auffällig, welchen wichtigen Stellenwert der Kunst durch die Expertinnen, Besucher und Ausstellenden beigemessen wurde.
Wir hatten eine gute Zeit und ich bin der Meinung, dass sich unsere Lehrer-Schüler-Beziehung erweitert hat. Wir haben über Diskriminierung gesprochen und ich habe viel dazu gelernt. Und durch die Veranstaltung sowie die Werke der anderen hat sich mein Verständnis zum Thema und mein Horizont, ebenso wie mein Blick auf die Frage „Was ist Kunst“ erweitert.
Nach dem ganzen Trubel wurde der letzte Abend dann mit Dart spielen verbracht. Das fand spielerisch auf einem hohen Niveau statt.
Rückblickend würde ich die Reise als sehr positiv einordnen, denn man hatte das Gefühl, gehört zu werden und dass einem eine Stimme gegeben wird. Ich konnte Teil von etwas ganz Großem und Bedeutsamen sein, wodurch die Berlinreise eine schöne und prägende Erfahrung war.
Textcollage aus den Erfahrungsberichten aller Preisträger:innen des Marion Dönhoff Gymnasiums
Während die ausgewählten Arbeiten (`You can choose the filter YOU wear!´, `Wirklich deutsch´ und `border control´) der Preisträger:innen noch zwei Wochen (13.02.2024 bis 28.02.2024) im Kulturforum Berlin zu sehen sind, bis sie dann in weitere Ausstellungsorte wandern, werden am Marion Dönhoff Gymnasium in den Vitrinen am Haupteingang all die anderen tollen Arbeiten gezeigt, die in den Kursen erstellt worden sind. Wir (die betreuenden Lehrkräfte) freuen uns, dass sich so viele von euch mit dem Thema auseinandergesetzt und sich auf den Prozess eingelassen haben.
Der Wettbewerb „Junge Kunst für Hanau“ wurde vom Bund Deutscher Kunstpädagogik in Kooperation mit der Initiative kulturelle Integration des Deutschen Kulturrats durchgeführt.