Eine Märzwoche auf Kreta: Unser zweites internationales Treffen
Endlich war es auch im März für uns soweit und wir reisten das erste Mal mit Erasmus+ ins Ausland.
Vom 21.-26. März trafen sich alle Partnerschulen auf Kreta an der 2nd High School of Agios Nikolaos.
Es war eine spannende Woche, in der wir gemeinsam an unserem Projekt weiterarbeiteten und uns besser kennenlernten.
„Laying the foundations of EUROPIA“ war bei dieser Reise das übergeordnete Thema – gemeinsam grundlegende Aspekte unserer Vision von Europa zu diskutieren.
Um die teilnehmenden Länder besser kennenzulernen, präsentierten wir uns gegenseitig landestypische Redewendungen und Gestiken, wir diskutierten über gemeinsame europäische Werte und lernten etwas über die Entstehung bzw. Mythen Europas. Hierzu gehörten auch einige Exkursionen, bei denen wir Besonderheiten Kretas, wie antike Stätten kennenlernten.
Als Symbol unserer europäischen Freundschaft und Zusammenarbeit schufen wir einen „Garden of EUROPIA“, ein Mosaik alles sechs Partnerländer aus verschiedenen Pflanzen verschiedener Regionen. Dieser Garten steht zudem auch als Symbol für Nachhaltigkeit, insbesondere dem Wunsch, Hunger auf der Welt zu beenden – ein Thema, mit welchem wir uns im zweiten Projektjahr intensiv auseinandersetzen werden.
Ein Bericht eines teilnehmenden Schülers, Vincent Jakubowski (S4) über unsere Reise nach Kreta:
Meer im März – Reisebericht Kreta
Die Möglichkeit, in den späten Märztagen eine Reise auf die griechische Insel Kreta anzutreten, kam für uns einem Geschenk des Himmels gleich. Unsere Gruppe, bestehend aus sechs Abiturienten und zwei, durchaus vielbeschäftigten Lehrern, blickte diesen sonnigen und unausgefüllten Tagen voller Vorfreude entgegen, da sich uns nun kurzzeitig die Gelegenheit bot, dem stressigen Schulalltag und einer kräftezehrenden Prüfungsvorbereitung zu entfliehen.
Im Nachhinein möchte ich behaupten, dass uns die größte Insel Griechenlands diese – bitter nötige – Entspannung bei weitem bieten konnte. Wir nutzten die vier Tage unserer Auszeit, um uns unseren anstehenden Lebensaufgaben bewusst zu werden und unser Innerstes zurück zu Ruhe und Ausgeglichenheit zu bringen. Unsere Learn–Life–Balance war seit einiger Zeit vollkommen ins Ungleichgewicht geraten.
Gemeinsam sind wir viel gewandert, meditierten an hübschen Stränden und auf einsamen Berghängen, verfolgten strikt unsere ketogene Ernährungsweise, diskutierten über Homer und Aristoteles und aquarellierten freudig Morgenlandschaften und Olivenhaine.
Um ehrlich zu sein, ganz so war es nicht. Nichtsdestotrotz haben wir auf unserer Reise nach Kreta, ermöglicht durch das Erasmus+ Programm der EU, einiges erlebt und gelernt, was die Erfahrung einer ketogenen Ernährung vielleicht sogar noch übertrifft.
Was uns bereits am Tag unserer Ankunft auffiel, war die besondere Gastfreundlichkeit der Familien, in denen wir untergebracht waren. Auch mit den Austauschschülern verstand man sich schnell ziemlich gut und es gelang, trotz unterschiedlicher Sprachen und meist gebrochenem Englisch, eine angenehme Verständigung. Am ersten Tag trafen wir uns, zusammen mit anderen Erasmusschülern aus Portugal, Frankreich, Rumänien und Italien, an der Schule unserer Austauschpartner und stellten uns bis in den Nachmittag hinein gegenseitig unsere Heimatländer und -städte vor, bearbeiteten Projekte zur griechischen Mythologie, aßen gemeinsam im Schulhof und in den Pausen spielten Griechen und Gäste gegeneinander Fußball.
An den weiteren Tagen unseres Aufenthalts liefen wir gemeinsam durch unseren Wohnort Agios Nikolaos, besuchten eine Olivenöl Destillerie und die antike Ruinenstadt Lato, fuhren mit der Fähre nach Spinalonga, einer Insel auf der bis in die 1950er Jahre hinein Lepra-Kranke wie in einer eigenen Stadt, separiert von den Gesunden, leben mussten und besichtigten die altgriechische Stadt Heraklion, der man die in jedem Sommer einströmenden Touristenmengen jedoch ansah.
Besonders eindrucksvoll war eine am 25. März, anlässlich des Nationalfeiertages, stattfindende Parade, der auch alle Erasmusschüler beiwohnen durften. Gemeinsam marschierten (!) wir, in vier Reihe ordentlich aufgestellt, durch die Straßen und über den Marktplatz des Städtchens. Dabei wurden wir von ungefähr 1.000 weiß gekleideten Schülern aller Schulen aus dem Umkreis begleitet, während zu beiden Seiten jubelnde Menschenmengen standen und aus aufgestellten Lautsprechern Marschmusik drang. Zugegeben, es war, gerade wenn man unter den Marschierenden war, wirklich sehr beeindruckend und zeitweise sowohl amüsant als auch etwas unangenehm – durchaus eine Erfahrung wert.
Zu meiner Überraschung hatten wir, trotz oft straffen Programmes, relativ viel Freizeit, die wir meist in Badehose am Strand verbrachten. Glücklicherweise war in diesen Tagen der Himmel selten bedeckt, und wir konnten bei strahlender Sonne im Meer baden und sogar schwimmen. Mit Blick auf das weite, glitzernde Meer, das nahtlos in den strahlend blauen Himmel überging, überkam einen dann doch ein wirkliches Urlaubsgefühl. Ich glaube nahezu alle von uns konnten so ihre Learn–Life–Balance in diesen Tagen wunderbar wieder ins Gleichgewicht bringen.
Zusammenfassend erinnere ich mich rückblickend an keine negativen Ereignisse. Die ganze Zeit herrschte eine entspannte und lockere Atmosphäre, die auch die auch die Vorstellungen von Zeit und Pünktlichkeit betraf. So muss man sich vorstellen, dass in Kreta der Bus entweder nicht kommt oder, wenn er denn kommt, 20 Minuten zu spät. Und wenn man sich um 17.00 Uhr in der Schule trifft, die letzten erst gegen halb sechs durch das Schultor treten. Dieser Umstand beeinträchtigte diese lockere Atmosphäre aber keineswegs, im Gegenteil, er bediente sie noch.
Nach diesen wunderschönen Tagen bin ich gewiss, dass wir nun optimal entspannt in die Abiturvorbereitung gehen können und die Prüfungen, unter dem anhaltenden Eindruck der weiten Sandstrände und des glitzernden Wassers, nur gut werden können.
Vincent Jakubowski