1890-1918: Das Marion Dönhoff Gymnasium wird als Höhere Mädchenschule für Blankenese und Umgebung gegründet. Die Schülerschaft besteht aus 45 Schülerinnen. Der Unterricht beginnt zunächst mit drei Lehrerinnen und einem Lehrer in einem Mietshaus an der Norderstraße.
Da die Schule schnell wächst, zieht sie bereits 1890 in ein angemietetes Gebäude am Hohen Weg. 1906 wird in der Kirschtenstraße erstmals ein eigener Schulbau errichtet. Hier teilt sich die Höhere Mädchenschule (später Marion Dönhoff Gymnasium) nun einen Komplex aus zwei Gebäuden mit der Wissenschaftlichen Oberschule (später Gymnasium Blankenese), welche ausschließlich von Jungen besucht wird. Die Schulgebäude für Mädchen und Jungen stehen nun nebeneinander, doch gelernt wird weiterhin nach Geschlechtern getrennt.
1911 hat sich die Schülerschaft inzwischen vervierfacht und die bisherige Privatschule wird zur öffentlichen Lehranstalt. 1914 erfolgt dann die Ernennung der Höheren Mädchenschule Blankenese zum „Lyzeum in Entwickelung“. Die Bezeichnung „Gymnasium“ darf (als Mädchenschule) erst 1919 getragen werden. In den Kriegsjahren arbeiten und sammeln die Mädchen nach Unterrichtsschluss für die Kriegswirtschaft. Die Schulklassen besuchen die Kriegsverwundeten in den Hospitälern.
1918-1932: Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches soll mit der neuen gesellschaftlichen Ordnung auch eine neue ihr entsprechende Vorstellung von Schule verwirklicht werden. Es soll sich also mehr bewegt und verstärkt kreativ gestaltet werden. Dafür überlegt man weniger Religion, Mathematik und Fremdsprachen zu unterrichten.
Acht Jahre später lässt man die Schülerinnen zum ersten Mal selbst an einer Haus- und Klassenordnung mitarbeiten: Es ist die Zeit der Reformpädagogik, der Jugendbewegung und der Lebensreformer. Und so werden ab 1923 Unterrichtsaufenthalte und Klassenfahrten in naturbelassene Regionen (wie z.B. nach Sylt) unternommen. 1926 wählen die Schülerinnen ihre ersten Klassensprecherinnen. Auch die Eltern dürfen einen Beirat wählen.
1927 wird Blankenese in Altona eingemeindet, welches elf Jahre später Teil Hamburgs wird.
1933-1945: Nachdem man in den Vorjahren versuchte den Einzug von demokratiebedrohender Ideologie in den Schulalltag zu verhindern wird der Hitlergruß zu Beginn jeder Unterrichtsstunde der Machtergreifung der Nationalsozialisten zum vorschriftsmäßigen Ritual. Es erfolgt eine starke Politisierung des Schulalltags, die Freizeit der Schülerinnen gehört den nationalsozialistischen Jugendverbänden. Die Regeln werden strenger, die Schule repressiver. Das neue Unterrichtsideal entspricht (vor)militärischer Disziplin. Partizipation wird durch Mitläufertum ersetzt.
1936 schließt man jüdische Schülerinnen von Schulfeiern und anderen Schulveranstaltungen aus. Später ist der s.g. „Ariernachweis“ Grundbedingung das Gymnasium überhaupt besuchen zu dürfen. Bereits im ersten Kriegsjahr dienen Teile des Schulgebäudes als Luftschutzräume. 1940 beginnt man damit, die unteren Klassen aufs Land zu verschicken (um die Kinder vor Luftangriffen zu schützen).
1945 folgt die Stunde Null. Der Schulbetrieb wird eingestellt, das Schulgebäude soll als Krankenhaus dienen.
1945-1966: Am 12.10.1945 wird der Schulbetrieb in privaten Wohnzimmern und öffentlichen Gebäuden wieder aufgenommen. Das Schulhaus bleibt bis 1947 Lazarett. Viele Schülerinnen sind unterernährt.
Mit der Rückkehr zur Demokratie und der Gründung der Bundesrepublik will man die Selbstverwaltung und Verantwortung der Schülerinnen wieder stärken.
1957 wird die Schule in „Gymnasium für Mädchen Blankenese“ umbenannt. Der Grundstein für unser aktuelles Schulgebäude wird gelegt, dessen Einweihung erfolgt 1959 erfolgt. Die neue Schularchitektur ist im offenen Pavillonstil gehalten, die eingeschossigen Gebäude öffnen sich zur sie umgebenen Natur: Diese Bauweise entspricht dem neuen demokratischen Selbstverständnis der Nachkriegszeit. Mit dem Umzug in den Neubau benennt sich das Gymnasium für Mädchen Blankenese nun in „Gymnasium Willhöden“ um. 1966 werden mit der „Gymnastikhalle“ und der heutigen Aula die letzten Gebäudeteile fertig gestellt.
1967-1978: Bereits 1967 besuchen 30% aller Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs das Gymnasium. 1968 wird am Gymnasium Willhöden die Koedukation eingeführt: Jungen und Mädchen sollen von nun an gemeinsam lernen. Der erste Jahrgang mit gemischten Klassen startet. In Verbindung zu Protestaktionen gegen den Vietnamkrieg und der Entscheidung Lehrern und Schülerinnen für den Sternmarsch auf Bonn (bei dem im selben Jahr 10.000 Demonstranten gegen die Notstandsgesetze demonstrieren) keinen Sonderurlaub zu erteilt, kommt es in Mittel- und Oberstufe zum Schulstreik.
Mit der Zeit gelingt es Schule und Behörde, sich besser auf das gewandelte Selbstverständnis ihrer Schülerschaft umzustellen. 1973 werden die Einnahmen eines Schulflohmarktes genutzt, um ein Kinderkrankenhaus im Vietnam zu unterstützen.
Ab 1976 ist es auch Gymnasiasten erlaubt, (auf Antrag) ein zuvor Haupt- und Realschülern vorbehaltenes Berufspraktikum zu absolvieren.
1979-1990: Inzwischen besuchen 1200 Schülerinnen und Schüler das Gymnasium Willhöden. 1981 hält das Gymnasium Willhöden eine „Behinderten-Woche“ ab. Man beschließt die Schule barrierefrei zu gestalten. 1987 gewinnt der Außenbereich der Schule einen Preis. Im Innenbereich kommt es 1988 zu ersten Asbest-Sperrungen. Das Berufspraktikum in der Oberstufe ist inzwischen verpflichtend. 1989 finden erste Informationsveranstaltungen zur Krankheit AIDS statt. In den 90ern wird im Schulgebäude noch mehr Asbest entdeckt. Während der Unterricht teilweise in Containern stattfindet, müssen Teile der Schularchitektur abgerissen werden. Gleichzeitig wird das Gymnasium Willhöden stark verkleinert. Besuchten dieses 1979 noch über 1200 Schülerinnen und Schüler, so sollten es 20 Jahre später nur noch etwas mehr als die Hälfte davon sein.
1991-2000: Auf dem Gelände, auf welchem kurz vorher noch die Asbestpavillions standen, entstehen 1997 eine Kräuterspirale, eine Obststreuwiese, Blumen und Gemüsebeete und sogar ein Biotop. Seit Gründung des Projektes „Umweltschule Europa“ 1994 gewinnt die Schule regelmäßig diese Auszeichnung, welche die Entwicklung umweltverträglicher Schulen und die Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung bescheinigt. 1999 wird eine schuleigene Photovoltaikanlage auf dem Dach der Aula installiert. Hier erzeugen nun 45 Solarmodule mit einer Gesamtfläche von 35 m2 bei gutem Wetter bis zu 3000 kWh elektrische Energie, welche in unser Netz eingespeist wird. Auch die Auszeichnung „gesunde Schule“ wird dem Gymnasium Willhöden mehrfach verliehen. (http://www.gymnasium-willhoeden.de, 23. Juni 2008)
2000 – 2008: Willhöden ist 2001 als eines von insgesamt drei Gymnasien Hamburgs, Teil des Projektes „Schulverkürzung in besonderen Lerngruppen, kurz Springerklassen genannt“ (http://www.welt.de, 24. Juli 2001). So werden für besonders begabte Schülerinnen und Schüler Lerngruppen eingeführt, in denen das Abitur nun bereits nach 12 statt wie bisher 13 Jahren Schule abgelegt wird. Hier wird nun auch die zweite Fremdspache bereits ab Klasse 6 gelernt. Dieses Projekt wird in Vorbereitung auf das verkürzte Abitur realisiert. Bei dessen flächendeckender Einführung werden die Springerklassen 2003 schließlich eingestellt. Dennoch können so Erfahrungswerte für die Rahmenbedingungen zur Organisation der Rahmenbedingungen des heutigen Abiturs gewonnen werden.
Im selben Jahr wird die neue Drei-Felder-Sporthalle eröffnet, welche von der Schule in Kooperation mit dem SV Blankenese betrieben wird. Diese hilft, die neuen Anforderung an Schule zu erfüllen, da sie auch im neuen Ganztagesbereich Verwendung findet, wo Bedürfnisse nach Bewegung, Stille, aber auch gezielte Förderung für die Schülerinnen und Schüler erfüllt werden sollen.
2009-2015: Am 14.07.2009 benennt sich das Gymnasium Willhöden in „Marion Dönhoff Gymnasium“ um. Es findet ein großer Festakt in Anwesenheit von Marion Dönhoffs Neffen Friedrich Graf Dönhoff statt. Mit der Publizistin und Mitherausgeberin der deutschen Wochenzeitung „die Zeit“ wurde sich mit Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff für eine Persönlichkeit entschieden, die für demokratische Teilhabe und soziale Verantwortung steht und deren Biografie mit unserem Stadtteil auf besondere Weise verbunden ist. Zum 100. Geburtstag der Namensgeberin findet in diesem Jahr zum ersten Mal das „Kultur und Lesefest“ statt.
Ebenfalls 2009 werden im Fach Musik in Kooperation mit Künstlern und Musikern die freien Werkstätten in Jahrgang 7 und Jahrgang 8 eingeführt. Schülerinnen und Schüler bekommen hier die Möglichkeit den Inhalt ihres Faches selbst zu bestimmen. Das Konzept gewinnt 2011 den Europäischen Schulmusikpreis. 2013 wird das Projekt in Jahrgang 8 auf die Fächer Kunst und Theater erweitert.
2010 wird an allen Hamburger Gymnasien die Profiloberstufe eingeführt. Das Marion Dönhoff Gymnasium startet mit den Profilen „Medizin und Technik“, „Gesellschaft und Sprache“, „Erde Mensch“, sowie „Kunst und Kultur“. 2014 sind die Schülerzahlen auf über 800 Schülerinnen und Schüler gestiegen. Dies setzt sich bis in die Oberstufe fort. Um dem gerecht zu werden, kommt mit „Gesellschaft in Bewegung“ ein fünftes Profil hinzu. „Gesellschaft und Sprache“ ist ein bilinguales Oberstufenprofil und so startet im selben Jahr auch unser zertifizierter deutsch-englischer bilingualer Zweig ab Klasse 5.
2012 wird der derzeitige Schulleiter Dr. Christian Gefert Direktor des Marion Dönhoff Gymnasiums. Im folgenden Schuljahr startet das MDG schließlich verschiedene Großprojekte, welche die neue Lernkultur realisieren: So wird in der Mittelstufe (bzw. schon ab zweiten Halbjahr der 6. Klasse) ein neues Förderkonzept angeboten, welches den Lernenden ermöglichen soll, ihr Potential besser auszuschöpfen. Schülerinnen und Schüler erhalten hier die Möglichkeiten, individuell fachliche und thematische Schwerpunkte zu setzten. Begabungen können so gefördert, Lernrückstände aufgearbeitet werden. Zeitgleich startet in der neunten Jahrgangsstufe der fächerübergreifende Unterricht. Hier wird nun Fachwissen im Hinblick auf übergeordnete Fragestellungen erworben und gleichzeitig vernetztes Denken gefördert, um Schule lebensnaher zu gestalten. (https://www.marion-doenhoff-gymnasium.de, 10. Oktober 2015 )
Der vorangehende Text wurde von Harm-Heye Kaninski 2015 anlässlich des 125jährigen Schuljubiläums verfasst. Die Ausführungen zu den ersten 100 Jahren beziehen sich hauptsächlich auf die Texte „Rückblick. Vom Mietshaus in der Norderstraße zum 4,8-Millionen-Projekt“, welchen Frau Dr. Lotte Träger für das Jahrbuch zum 75. Schuljubiläum verfasste, und vor allem auf die für die Festschrift „100 Jahre Gymnasium Willhöden Blankenese 1890-1990“ von Herrn Axel Behrmann hervorragend zusammengestellte, unglaublich reichhaltige Sammlung historischer Quellen „Dokumentation 1890-1990“.